DIE KRANKHEIT DES ZWEIFELNS

//Mit Texten von Günter Eich, Herbert Achternbusch, Peter Handke, Rainer Werner Fassbinder, Robert Gernhardt, Friedrich Rückert
//18. - 21. September 1997

Ein Theaterstück von Theater

Nun, im Grunde genommen ist das Stück aus einer Unzufriedenheit heraus entstanden:
"An der Donau" heißt das Stück, das eigentlich hätte eingespielt werden sollen und es stammt - wie bei allen unseren bisherigen Inszenierungen - von einem arrivieren Autoren: Herbert Achternbusch. Aber die Umsetzung der Interpretation, die wir in dem Text zu erkennen glaubten, wollte so ganz und gar nicht auf der Bühne gelingen. Auch Achternbuschs Stück zeigt die ganze Schöpfung, seine Schöpfung erschien uns jedoch zu eng, zu subjektiv, zu schrill. Auch Achternbuschs Stück hat einen namenlosen Mann im Mittelpunkt stehen, seine Unzufriedenheit, sein Nicht-einverstanden-sein erschien uns aber nicht plastisch, nicht verständlich genug.

Und so entschlossen wir uns diesen beiden Aspekten durch eine Textmontage unter die Arme zu greifen. Peter Handkes "Die Stunde da wir nicht voneinander wussten" war uns Inspiration für die stummen Szenen. Das von ihm entworfene Menschengewimmel versprach den Rahmen zu bieten für unseren verlaufenen Helden. Seine Menschenfiguren sind beides, individuell und austauschbar, poetisch und unbedeutend.
Günter Eich lieferte die textliche Grundlage für den Zweifler, der ebenso, wie das lyrische Ich aus Eichs "Maulwürfen" alles in Frage stellt, für den nichts selbstverständlich ist, der es aufgegeben hat eine Ordnung zu schaffen, wo keine ist und dem nur noch der Beobachterposten bleibt, den er mit unnachsichtigem Scharfsinn besetzt.

Unser Stück entwickelte plötzlich mehr und mehr Selbstständigkeit. Szene um Szene wurde umgestaltet. Übrig geblieben ist letztendlich kaum mehr etwas von "An der Donau". Ein Wagnis sicherlich, denn bisher konnten wir uns wenigstens auf die Qualität unserer Texte verlassen, und eine Vermessenheit Herrn Achternbusch gegenüber.
Man möge uns verzeihen: Wir stapfen mal wieder querbeet durch die große Literatur.