ZUSAMMENSTOSS

//Eine groteske Oper in zehn Bildern von Kurt Schwitters
//3. - 7. Juni 2011

Tango, Sinus, Sinai, 69 86 100 

... der grüne Globus nähert sich der Erde ... voraussichtlich erfolgt der Zusammenstoß mitten in Berlin, auf dem Potsdamerplatz ... voraussichtlich übermorgen ... Shuttle Busse zum Weltuntergang alle zwei Minuten ... der neueste Schlager bleibt Onkel Heini ... es rommelt im Weltenraum und trommelt im Birnenbaum ... die Dame von Welt trägt zum Zusammenstoß nur schwarz Georgette ...
eins zwei, eins, zwei, eins zwei drei, bald ist alles zwar vorbei, eins zwei, eins, zwei, eins zwei drei, kommt die Ordnungspolizei!

Wenn bei Schwitters der Weltuntergang kurz bevorsteht, ist nichts mehr, wie es war, und doch alles beim Alten. Kurt Schwitters ist Dada, und Dada ist künstlerische Revolte gegen die Kunst, zumindest die konventionelle. Da werden Konventionen noch schneller ausgehebelt, als sich der grüne Globus der Erde nähert.
Doch bei aller Groteske, Parodie und Absurdität ist Schwitters' 1927 geschriebenes Drama hochaktuell. Wie reagieren Menschen, Mode, Presse, Politik, Rundfunk, Gesellschaft und Schlagerindustrie auf Krisensituationen? In den 1920er Jahren offenbar nicht viel anders als heute.
Eine groteske Oper, die den Weltuntergang genüsslich zelebriert.


Ich fordere die restlose Zusammenfassung aller künstlerischen Kräfte zur Erlangung des Gesamtkunstwerkes. Ich fordere die prinzipielle Gleichberechtigung aller Materialien, Gleichberechtigung zwischen Vollmenschen, Idiot, pfeifendem Drahtnetz und Gedankenpumpe. Ich fordere die restlose Erfassung aller Materialien vom Doppelschienenschweißer bis zur Dreiviertelgeige. Ich fordere die gewissenhafteste Vergewaltigung der Technik bis zur vollständigen Durchführung der verschmelzenden Verschmelzungen. Ich fordere die abstrakte Verwendung der Kritiker und die Unteilbarkeit aller ihrer Aufsätze über die Veränderlichkeit des Bühnenbildes und die Unzulänglichkeit der menschlichen Erkenntnis überhaupt. Ich fordere den Bismarckhering.

Kurt Schwitters (aus: Rischbieter, Henning: Bühne und bildende Kunst im XX. Jahrhundert, Maler und Bildhauer arbeiten für das Theater. Velber bei Hannover 1968, S. 171.)