PRINZESSIN NICOLETTA

//von Rebekka Kricheldorf
//6. - 10. Juni 2008

Entzauberte Welten

Helle Aufregung am Hofe König Phillips, des Herrschers von Mimirabien. Ausgerechnet am Vorabend ihrer geplanten Hochzeit mit dem Sprössling des ebenso mächtigen wie grundsätzlich gewaltbereiten Nachbarstaats Osmen entdeckt Prinzessin Nicoletta, die verzogene Tochter des Königs, ihr Herz für den Aushilfs-Koch Moritz. Da hilft es auch wenig, dass dieser eigentlich so rein gar nichts von Nicoletta wissen will.
Um nicht der unausweichlich blutigen Rache der Osmen anheim zu fallen, hecken die Mimirabier ein Täuschungsmanöver aus, das, obwohl es nicht unbedingt durchdacht in die Tat umgesetzt wird, tatsächlich zu gelingen scheint. Wäre da nicht noch eine andere Person, die ihre ganz eigenen Ziele verfolgt.

Eigentlich hat Rebekka Kricheldorfs Stück alles was ein gutes Märchen braucht: einen gutmütigen König, eine Prinzessin im heiratsfähigen Alter, eine böse Tante, eine allwissende Gouvernante, einen strahlenden Prinzen, seinen strengen Erzieher und einen attraktiven Mann des Volkes.

Doch leider handelt es sich bei "Prinzessin Nicoletta" um ein eher modernes Märchen. So ist der degenerierte König mit der gesamten Situation schwer überfordert, seine Tochter eine Zicke, der Mann des Volkes völlig desinteressiert, die Gouvernante eine verkappte Revoluzzerin und der Prinz schlichtweg ein Idiot.

Alle haben sie nur gemein, dass sie ausgerechnet das, was sie am meisten begehren, partout nicht kriegen können. Und so kann es am Schluss eigentlich nur zur Katastrophe kommen. Für den einen mehr, für den anderen weniger.

Liebe, Mord, Verführung, Verschwörung, ein verwunschener Bratapfel, ein gebratenes Herz und ein Hauch von Revolution. Die perfekten Zutaten für eine etwas andere märchenhafte Komödie - ein unterhaltsames Märchen ohne Seil, aber mit doppeltem Boden und überraschenden Wendungen, ein Märchen, das außen schön scharf angebraten ist und innen blutig.

So kann sich die Inszenierung von Theater4 auf den Text und die flotte Handlung der "Prinzessin Nicoletta" verlassen und konzentriert sich auf die Figuren und deren Geschichte.

ÜBER DIE AUTORIN

//Rebekka Kricheldorf (Foto: Karoline Bofinger)

Rebekka Kricheldorf, geboren am 9.10.1974 in Freiburg, studierte nach dem Abitur Romanistik an der Humboldt-Universität Berlin und anschließend an der Hochschule der Künste Berlin "Szenisches Schreiben". Im Frühjahr 2001 folgte die Einladung zur Göttinger Dramatiker-Werkstatt und im Herbst erhielt die Autorin ein Aufenthaltsstipendium auf Schloss Wiepersdorf, wo sie zurzeit ein zweites Mal weilt. Rebekka Kricheldorf ist von Januar bis Juni 2004 Hausautorin am Nationaltheater Mannheim und arbeitet gleichzeitig an Auftragsstücken.

Preise und Auszeichnungen:
2002 Verlegerpreis und Preis des Heidelberger Publikums beim Wettbewerb des Heidelberger Stückemarkts für "Prinzessin Nicoletta"
2002 Lesung des Stücks auf dem Berliner Stückemarkt
2003 Kleist-Förderpreis für "Kriegerfleisch"
2004 Schiller-Förderpreis des Landes Baden-Württemberg
2005 Einladung zu den Mülheimer Theatertagen