PUSH UP 1 - 3
//Von Roland Schimmelpfennig
//15. - 19. Juni 2007
Dessous, die tief blicken lassen
Zeigen, was man hat. Kaschieren, was man nicht hat. Hart sein. Erfolgreich sein. "Push up" erinnert an "Top Dogs" oder "Unter der Gürtellinie" - an Stücke also, die sich mit Managern auseinandersetzen, die an sich und ihrem Beruf erkranken, Stücke über Ehrgeizlinge, die sich nach Freundschaft, Sex und Liebe sehnen. Bei Schimmelpfennig heißt das Ziel aller dieser Kreaturen Delhi. Delhi - eine Utopie, kein realer Ort.
Schimmelpfennigs Figuren gehen aber den Schritt weiter und lassen eine Evolution des Typus "erfolgreicher Mensch" sichtbar werden: Weg von allen Werten, hin zu einem gleichgültigen, rücksichtslosen Verfolgen eigener Ziele.
Dass in allen diesen Stadien das Gegenüber ein Gegner, Feind, Konkurrent sein muss, versteht sich von selbst. Von Liebe gar nicht zu sprechen, auch wenn Sex als weiteres Attribut des Erfolgs beständiges Thema ist. So weist Roland Schimmelpfennigs "Push up" über eine naheliegende gesellschaftliche Analyse hinaus und ist weit davon entfernt sich über die Abgehobenheit seiner Protagonisten lustig zu machen.
Denn "Push up" ist auch ein Theaterstück über Menschen, die es vortrefflih verstehen, an sich selbst und den Erwartungen an sich selbst zu scheitern. Patrizia meint es ernst, wenn sie neben der obligatorischer Führungsposition und dem entsprechenden Gehalt für sich selber fordert: "Ich will eine große Wohnung - am besten in New York. Ich will einen gutaussehenden Mann. Ich will ein Kind, und ich will in Pyjamas schlafen und morgens nach einer chaotischen Taxifahrt in einem perfekten Kostüm und mit einer irgendwie improvisierten, aber trotzdem großartigen Frisur in den Fahrstuhl steigen." Patrizia will - wie die anderen Figuren auch - nichts weniger als Hauptfigur im Werbespot ihres eigenen Lebens sein. Dazu benötigt man für alles "Push-ups", was nicht vollkommen perfekt ist.
Und doch kommt für jeden der Moment, in dem die Wahrheit ans Licht kommt.
ÜBER DEN AUTOR
//Roland Schimmelpfennig
Roland Schimmelpfennig, 1967 in Göttingen geboren, ist einer der meistgespielt deutschen Dramatiker der Gegenwart. Regie-Studium an der Falkenberg-Schule in München. Danach Engagement an den Münchner Kammerspielen als Regieassistent.
Seit 1996 arbeitet Schimmelpfennig als freier Autor, 1998 ging er für ein Jahr in die USA, hauptsächlich als Übersetzer tätig. Im gleichen Jahr erhielt er die Fördergabe des Schiller-Gedächtnispreises des Landes Baden-Württemberg.