DIE ARABISCHE NACHT

//von Roland Schimmelpfennig
//13. - 18. Juni 2003

Die tausendundzweite Nacht?

Unerklärliches Wasserrauschen in den Wänden einer Hochhaussiedlung. Am Ende des heißesten Tages des Jahres verwandelt sich eine junge Frau ohne Gedächtnis in eine verwunschene Prinzessin, ein treuer Liebhaber wird zum gewissenlosen Fremdgänger, eine kühl abwägende Mitbewohnerin zur eifersüchtigen Furie, ein frustrierter Hausmeister mutiert zum Traumprinzen und ein unheimlicher Nachbar endet als Geist in der Flasche.

In den erhitzten Mauern einer Trabantenstadt finden sich fünf Menschen in einem urbanen Märchen wieder. Selbst ihre profansten Gedanken und alltäglichsten Gespräche entwickeln sich zu bedeutungsschwangeren Details einer mystischen Geschichte. Gesteuert von einer unbekannten Kraft treiben sie, wie das geheimnisvolle Wasser, scheinbar willenlos ihrem Schicksal entgegen.

Geschichten aus Tausendundeiner Nacht treffen auf die graue Realität einer Mietskaserne. Eine Frau ohne Vergangenheit wird zum Schicksal für vier Menschen ohne Zukunft. Und alles könnte seinen Ursprung oder sein Ende in einem Appartement im siebten Stock finden.

Jedoch verläuft "Die arabische Nacht" dann eben nicht so einfach, als dass man zum Schluss eine märchenhafte Auflösung erwarten könnte. Zwar scheinen sich die Puzzleteile im Laufe des Stückes zu einem Ganzen zusammenzufügen, doch kaum will der Zuschauer die Lösung der Geschichte gefunden haben, wird er eines Besseren belehrt.

Verfluchte Prinzessinnen, frustrierte Hausmeister, fremdgehende Liebhaber, verdammte Flaschengeister und betrogene Furien sind am Ende doch nur Wesen einer Schöpfung, die wir niemals vollends verstehen werden. Alltägliches entfaltet eine seltsame Magie, unheimliche Mystik gerät zur Banalität und der Zufall, wenn es ihn denn gibt, spielt Schicksal. Wie das geheimnisvolle Wasser nimmt die Welt unbeirrt ihren Lauf, ohne dass wir wirklich wissen, wo unsere Geschichten begannen, geschweige denn wie sie enden werden.

ÜBER DEN DEN AUTOR

//Roland Schimmelpfennig

Roland Schimmelpfennig, geboren 1967 in Göttingen, studierte nach einem längeren Aufenthalt in Istanbul Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München. Nach seinem Abschluss arbeitete er als Regieassistent an den Münchner Kammerspielen. 1995 wurde er dort Mitarbeiter der künstlerischen Leitung. Seit dieser Zeit ist er zudem als freier Autor tätig. Nach einem Jahr als Übersetzer in den USA arbeitete er als Dramaturg an der Berliner Schaubühne (1999 - 2001), danach als Hausautor am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg.

Zu Beginn seiner Karriere galt er bereits als die Entdeckung des jungen Theaters und daran hat sich auch in den letzten Jahren nichts geändert. Roland Schimmelpfennig gehört noch immer zu den meistbeachtetsten Autoren der deutschen Theaterszene. Sein Stück "Die arabische Nacht" wurde bei der Uraufführung 2001 am Stuttgarter Staatstheater von Publikum und Kritik frenetisch gefeiert. Seither nahmen sich zahlreiche Theater europaweit dieses Großstadtmärchens an.