JAILHOUSE BLUES
//von Jörg Graser
//14. - 18. Juli 2005
Ein letzter Lacher aus der Sitcom-Hölle
Ein gottverlassenes Provinznest irgendwo in Texas. In einer Gefängniszelle wartet Alec Motil auf seine Hinrichtung. Dass er ganz offensichtlich unschuldig ist, scheint niemanden sonderlich zu interessieren. Stattdessen versuchen alle Beteiligten die letzten Stunden des Verurteilten für ihre Zwecke zu nutzen.
Der feiste Gefängniswärter Brody hat es auf die Henkersmahlzeit abgesehen. Motils Pflichtverteidigerin will ihm die Vermarktungsrechte an seiner Geschichte abschwatzen. Der Pfarrer möchte seine persönliche Missionierungsbilanz aufbessern. Und Sheriff Delaware versucht ihm eine Reihe ungeklärter Mordfälle unterzujubeln.
Um seinem Schicksal eventuell doch noch entgehen zu können, lässt sich Motil auf einen höchst fragwürdigen Handel mit dem Ordnungshüter ein.
Jörg Grasers Komödie Jailhouse Blues ist kein Appell gegen die Todesstrafe. Ebenso ging es dem Autor nicht um eine beißende Satire auf den "American Way Of Life" oder gar um die etwaige Aufdeckung einer Doppelmoral im US-Justizsystem. Vielmehr spielt er mit einem lakonischen, beinahe schon gleichgültig wirkenden Erzählstil, der keinen Unterschied zwischen lustigen Anekdoten und tragischen Begebenheiten macht. Alles wird mit einem leichten Augenzwinkern dargeboten.
Um diese Intention noch zu untermauern, nahm sich Theater4 für die Inszenierung seiner 21.Produktion eines Genres an, das wie kaum ein anderes für unkomplizierte Unterhaltung mit simpelster Wertevermittlung steht. Ein tragikomisches Theaterstück über Wahrheit und Gerechtigkeit als überdrehte TV-Sitcom.
ÜBER DEN AUTOR
//Jörg Graser
Der Autor und Regisseur Jörg Graser wurde 1951 in Heidelberg geboren. Von 1971 bis 1974 studierte Graser Politologie, Kommunikationswissenschaften und Soziologie in München. Danach besuchte er bis 1977 die dortige Hochschule für Fernsehen und Film. Bis 1979 als Assistent an der Hochschule tätig, arbeitet er seither als Dramatiker, Drehbuchautor und Regisseur.
Zu seinen Werken für Bühne, Film und Fernsehen zählen u.a. "Der Irrenwärter" (1980), "Witwenverbrennung" (1980), "Abrahams Gold" (1990), "Rabenthal" (1992). Jörg Graser wurde u.a. mit dem Bundesfilmpreis (´81), dem Grimme-Preis (´90) und dem Publikumspreis der Filmfestspiele in Cannes (´90) ausgezeichnet.