SOFORT HEIRATEN

//von Beate Faßnacht
//12. - 16. Juni 2009

Alles tun, bevor es zu spät ist.

"Man wird doch einen Happen aufessen, währenddessen feucht werden und dann heiraten können?! Alle können das." Die Rosi kann das aber nicht - jedenfalls nicht so schnell und überhaupt will sie nicht gedrängt werden. Wenn da nur nicht der Franz wäre, der sofort heiraten will und die Emi mit ihrem Ernst. Oder ist es doch der Rosi ihr Ernst? Also wollen würde die Rosi ja schon - besonders bevor alle alt werden. Außerdem soll doch die Schildkröte, die sie zur Welt gebracht hat, nicht unehelich aufwachsen. Aber irgendwie geht dann doch alles zu schnell - oder zu langsam, denn schon ist wieder alles angebabbt.

Vier Personen kreisen einen zeitlosen Abend lang umeinander - auf der Suche nach sich, nach dem anderen und nach der Realität. Rollenkonventionen und Geschlechterklischees, Smalltalk und tiefe Momente, die jedoch keiner der Beteiligten erkennt, vermischen sich in Beate Faßnachts "sofort heiraten" zu einem furiosen und absurden Reigen um die Liebe, das Leben und die Frage nach dem Zusammensein. Trotz Heirat und Geburt, dem verkrampften Versuch, vorgegebenen Konventionen zu entsprechen und der verzweifelten Jagd nach Zufriedenheit greift keine Norm - und am Ende bleibt vielleicht nur die Erkenntnis, dass das Bewusstsein in der linken Manteltasche gut aufgehoben sein könnte.

INTERVIEW MIT DER AUTORIN

//Schreiben ist meistens ein recht quälender Prozess

Beate Faßnacht, 1962 in Konstanz geboren, war zunächst als ausgebildete Typodesignerin in Marburg an der Lahn tätig, bis sie 1988 sie als Bühnenbildassistentin ans Stadttheater Konstanz wechselte. Seit 1995 arbeitet sie als freischaffende Bühnen- und Kostümbildnerin u. a. am Stadttheater Konstanz, Staatstheater Stuttgart, Theater an der Winkelwiese Zürich, Theater am Neumarkt Zürich, Schauspielhaus Zürich und Theater Basel. Ihr Erstlingswerk "sofort heiraten" wurde 2005 zu den St. Gallener Autorentheatertagen eingeladen.

Theater4: Liebe Frau Faßnacht, kürzlich haben Sie in Fürth bei dem Projekt "Heimweh und Verbrechen" am Stadttheater mit Amateuren zusammengearbeitet. Wie kommt es dazu? Wo liegen die Qualitäten einer Arbeit mit Amateuren?

Beate Faßnacht: Seit einigen Jahren haben die Stadt- und Staatstheater ja den "Menschen von der Straße" entdeckt und lassen ihn gerne auf die Bühne. Aber die Produktion "Heimweh & Verbrechen" am Stadttheater Fürth, wo ich gemeinsam mit Hilde Schneider auch Regie geführt habe, war mit 28 Darstellern mit Abstand mein größtes Projekt dieser Art. Eine Besonderheit an der Arbeit mit Amateuren finde ich z. B. die Freiwilligkeit, mit der man plötzlich konfrontiert ist. Da stellen sich Leute zur Verfügung und setzen quasi "nach Feierabend" noch eine Energie frei, die mich wirklich verblüfft hat. Dieses kreative Potential und uneingeschränkte (Gott-) Vertrauen, was einem da entgegengebracht wird - das hat mich sehr gerührt.

Theater4: "sofort heiraten" ist Ihr erstes Stück. Erzählen Sie uns von Ihrem Weg vom Bühnenbild zur Autorenschaft?

Beate Faßnacht: Ich glaube, ich wollte schon immer beides machen - aber die Schreiberei musste eben länger warten. Ich empfinde es wirklich als zwei komplett verschiedene Berufe. Sind es ja auch. Als Bühnen- und Kostümbildnerin erarbeite ich gemeinsam mit dem Regisseur ein Konzept und suche nach einer Umsetzung. Beim Schreiben muss ich ganz alleine durch. Für mich übrigens meistens ein recht quälender Prozess. Ich beneide Autoren, denen das angeblich großen Spaß macht. Die Angst, dass mir nie wieder was einfällt, ist schon ziemlich groß. Da gleichen sich die beiden Berufe dann doch wieder ... beim Bühnenbild geht's mir genauso. Künstler-Schicksal eben. Der Weg zum Schreiben war ein ganz unspektakulärer. Ich habe einfach irgendwann damit angefangen. Wahrscheinlich profitiere ich von meiner langjährigen Theaterarbeit in sofern, als ich die Umsetzbarkeit immer im Hinterkopf habe. Ich inszeniere meine Stücke beim Schreiben meistens klammheimlich schon mal durch ... Gott sei Dank kommt es am Ende dann doch immer ganz anders daher.

Theater4: Kurze Antworten: Was fällt Ihnen zu Gummitwist ein?

Beate Faßnacht: Da war ich richtig gut drin.

Theater4: Welches Verhältnis haben Sie zu Schildkröten?

Beate Faßnacht: Ein sehr gutes, glaube ich. Das Heinerle gab's wirklich - hieß aber Napoleon. Das war mein erstes Haustier, das man mir als Kind anvertraut hat. Die Langsamkeit, mit der dieses Viech alles angegangen ist, hat mich schwer beeindruckt. Und dass er Erdbeeren so gemocht hat, hat mich überrascht.

Theater4: Angeln Sie gerne?

Beate Faßnacht: Angeln? Das könnte ich nie. Stelle ich mir langweilig vor und für die Fische ziemlich unangenehm. Ich weiß aber von mir nahestehenden Menschen, dass es auch was ganz Wunderbares sein kann.