SO EINE LIEBE

//von Pavel Kohout
//5. - 8. Oktober 1998

Was wäre, wenn es jemanden gäbe der in unser aller Köpfe gucken würde?
dieser Jemand mit uns sprechen würde?
alle ehrlich sein wollten und nicht wüßten wie?
alle selbstlos sein wollten und doch nur an sich selbst denken könnten?
man sich liebt und doch nicht glücklich würde?
alle das Gute wollen und doch nur Schlechtes schaffen?
etwas Furchtbares passiert und niemand schuld daran ist?
alle vor Mitleid am Leid nichts ändern könnten?
man nicht sterben will und es trotzdem tut?
ein Mensch die Möglichkeit hätte, die Vergangenheit zu ändern und es nicht tut?
man alles verstünde und doch keine Antwort wüßte?

... dann wäre das vielleicht das ganz normale Leben oder die Geschichte von Lida, Peter, Milan, Lida, Toschek, Majka, Kral, dem Kellner und einem Herrn mit Geige, Pavel Kohouts Geschichte von So einer Liebe, die wir Ihnen gleich erzählen werden.
 

ÜBER DEN AUTOR

//Pavel Kohout

Sie: Ihre Hobbys?
Ich: Theater.
Sie: Außer dem Theater?!
Ich: Autofahren. Ein Bett mit einem Buch. Rosarote Weine. Barockmusik. Rauharrige Dackel. Weibliche Zärtlichkeit. Eishockey. Männerfreundschaft.
Sie: Was fürchten Sie?
Ich: Verrat. Schlangen. Okkupation. Emigration.
Sie: Warum lieben Sie das Theater über alles?
Ich: Es hilft mir am besten, mein Leben zu überleben.
Sie: Reden Sie so, daß man's versteht!
Ich: Wir wurden ohne Erklärung gestürzt. bezaubert vom Wunder unserer Existenz, betäubt von der Kraft, die uns die Jugend verleiht, schwimmen wir darin am Anfang mit kräftigen Zügen ... bis wir begriffen haben, daß das Ufer, dem wir so gierig zustreben, der Tod ist. Dann beginnt a) das Suchen nach dem Sinn, b) das Suchen nach einem Mittel, sich gegen die Zeit zu wehren. Sie so gut wie nur möglich auszunützen; sie am besten anzuwenden; sie zum Stehen zu bringen.
Sie: Lächerlich!
Ich: Jedesmal, wenn irgendwo der Herr im Talar (Herr mit Geige) die Bühne betritt, um So eine Liebe auf russisch, deutsch oder griechisch einzuleiten, kehrt jener Sonntagabend im Oktober 57 wieder, an dem er zum erstenmal auf der Bühne erschien.
Sie: Gefühlsduselei!
Ich: Vielleicht für Sie. Doch für mich eine wiedergekehrte Zeit, die ich von neuem und jedesmal noch intensiver erlebe. Für mich ist das Theater ein Mittel, nach dem Sinn des Lebens zu suchen, und zugleich eine Art, mit dem Leben umzugehen.